Der Pfad des Wissens in drei Tagen

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Ein drei Tage Kompaktkurs im Pfad des Wissens

Dieser Kurs ist eine kurze Einführung in den Pfad des Wissens. Er beinhaltet die drei Hauptlehren vom Selbst, von der Täuschung und von der Nicht-Zweiheit.

Dieser Kurs wird mündlich in einer eins-zu-eins Sitzung vom Lehrer zum Schüler weitergegeben. Die Art und Weise ist nicht der Vortrag sondern der Dialog. Das tatsächliche Gespräch kann etwas abweichen, je nach dem Verständnis des Schülers. Der folgende Text ist nur als Richtschnur zu betrachten.

An jedem Tag wird ein Thema etwa eine Dreiviertelstunde lang besprochen.

Nur ein befähigter Lehrer oder ein Schüler, der das "Pfad des Wissens Programm" beendet hat, (frühestens derjenige, der sich im siebten Schritt desselben befindet) ist geeignet, diesen Kurs zu unterrichten.

Vorsichtsmaßnahmen

Nur die, die es wollen und interessiert sind, sollten unterrichtet werden. Dazu zählen insbesondere solche, die nach Wissen suchen und sich auf einem spirituellen Weg befinden. Gewöhnlichen Personen oder Schülern mit mangelnder Intelligenz, sollte diese Lehre nicht erteilt werden. Wohl aber können brilliante und neugierige Kinder unterrichtet werden.

Unter keinen Umständen darf dieses Wissen an jene weitergegeben werden, die körperlich oder psychisch ungeeignet, extremistisch oder engstirnig sind.

Die Person, die diese Lehren erteilt, ist verantwortlich für jegliche, auch unvorhergesehene Folgen.

Einleitung: Der Pfad des Wissens

Der Pfad des Wissens ist ein spiritueller Weg, der sich mit Wissen befasst und das Unwissen auslöscht. Wissend, dass jegliches Unwissen der Urgrund der Fesselung und des Leidens ist, versuchen wir es durch geeignetes Üben mit einem erfahrenen Lehrer auszumerzen. Es ist eine Lebensart; wir leben im Wissen. Dies ist ein direkter und endgültiger Pfad.

Mittel des Wissens

Wie erlange ich Wissen? Es gibt dafür nur zwei Mittel:

  1. Direkte Erfahrung
  2. Logik

Früchte des Pfad des Wissens

  • Selbst-Verwirklichung
  • Erkenntnis der Einheit
  • Erkenntnis, dass alle
  • Erfahrungen eine Täuschung sind
  • Ende des Leidens
  • Völlige Freiheit
  • Erlösung
  • Unbedingte Wonne
  • Beschleuniger spiritueller Fortschritt
  • Und viele mehr…

Arten des Wissens

Es gibt drei Arten des Wissens:

  • Das Wissen vom Selbst. Wer bin ich?
  • Das Wissen von der Welt. Ist sie echt?
  • Das Wissen um die Einheit. Wie ist alles eins?

Tag 1: Wissen vom Selbst

Lasst uns versuchen herauszufinden wer ich bin und was mein Daseinsgrund ist. Wie können wir das tun? Wir können alles erforschen, das wir durch unmittelbare Erfahrung und Logik erkennen und dann können wir prüfen, ob ich das bin oder nicht.

Stelle dir selbst die folgenden Fragen. Nachdem du eine beantwortet hast, gehe über zur nächsten.

Dinge

Mein Verhältnis zu 'Dingen' im Lichte von unmittelbarer Erfahrung und Logik.

Wo befinde ich mich gerade jetzt?

Was ist vor mir?

Betrachte ich das Ding oder betrachtet es mich?

Gibt es da irgendeinen Zweifel?

Kann ich sagen, dass ich das Ding nicht bin? Ich betrachte es, aber es betrachtet mich nicht?

Wenn ja, wäre klar, dass das Ding nicht ich sein kann.

Auf diese Weise kann ich aus unmittelbarer Erfahrung heraus sagen, dass alles, was ich anschauen kann, nicht Ich sein kann. Ähnlich ist es mit Hören, Anfassen oder Denken, all diese können Erfahrungen genannt werden.


Wenn wir jetzt sehen, dass sich ein Ding in etwas anderes verwandelt, was wirst du sagen?

Wirst du sagen das Ding hat sich verändert oder ich habe mich gewandelt? Wenn das Objekt sich verändert hat, aber ich nicht, dann kann ich aus direkter Erfahrung bekunden: Wenn etwas sich verändert, dann kann ich es nicht sein. Gleichwelches Ding sich verändert hat, ich bleibe derselbe.

Daraus ergeben sich zwei wichtige Regeln:

  1. Wenn ich etwas erfahren kann, dann bin ich es nicht.
  2. Wenn etwas sich verändert, dann bin ich es nicht.

Besteht irgendein Zweifel an diesen beiden Regeln? Es ist sehr wichtig, dass diese beiden Regeln durch und durch nachvollzogen werden.

Nun braucht man nicht mehr alles zu prüfen, um festzustellen, dass ich es nicht bin. Ich kann mich hier der Logik bedienen. Keines der Dinge bin ich. Was immer ich betrachten kann oder was sich verändert, das bin ich nicht.

Das hat zur Folge: Nicht eines der Dinge in der Welt bin ich. Ich kann nicht gefunden werden in den Dingen.

Körper

Mein Verhältnis zum 'Körper' im Licht der direkten Erfahrung und der Logik:

Lasst uns nun den Körper anschauen indem wir unsere Erfahrung sowie Logik nutzen und die beiden Regeln anwenden.

Siehst du den Körper an oder sieht der Körper dich an?

Anwenden der Regeln: Wenn ich es erfahren kann, dann bin ich es nicht. Wenn es sich verändert, dann bin ich es nicht. Der Körper ist nicht Ich. Auch keines der Körperteile bin ich, da sich alles an ihm wandelt.

Schlußfolgerung: Keins der Körperteile bin ich oder ich bin nicht dieser Körper.

Empfindungen

Mein Verhältnis zu 'Empfindungen' im Lichte von unmittelbarer Erfahrung und Logik: Lasst uns jetzt statt dem, den ich im Spiegel sehe, den Körper anschauen, den ich fühlen kann: Schmerz, Hunger, Schlaf, Müdigkeit etc. Das sind die Empfindungen des Körpers. Nehmen wir Schmerz; erfährst Du den Schmerz oder erfährt der Schmerz Dich? Kommt und geht der Schmerz Verändert er sich?

Wende die beiden Regeln an, um zu überprüfen ob Du der Schmerz bist. Lautet die Antwort aus unmittelbarer Erfahrung, dass ich nicht der Schmerz bin dann folgt logischerweise, dass ich keine der körperlichen Empfindungen bin.

Schlussfolgerung: Ich bin keine der Empfindungen. Keine der Empfindungen ist mein Selbst.

Gefühle

Mein Verhältnis zu Gefühlen im Lichte von unmittelbarer Erfahrung und Folgerichtigkeit:

Lasst uns nun die Gefühle anschauen: Ärger, Angst, Heiterkeit, Leid usw.

Wenn ich ärgerlich bin, erfährt der Ärger mich oder erfahre ich den Ärger? Kommt und geht der Ärger? Wende die zwei Regeln an und überprüfe, ob Du der Ärger bist.

Lautet die Antwort aus unmittelbarer Erfahrung, dass ich nicht der Ärger bin, dann kann ich schlussfolgern, dass ich keines der Gefühle bin.

Daraus folgt: Ich bin nicht die Gefühle. Keines der Gefühle bin ich.

Gedanken

Mein Verhältnis zu Gedanken im Lichte unmittelbarer Erfahrung und Folgerichtigkeit. Erfahre ich die Gedanken oder erfahren die Gedanken mich? Ist nicht der Gedanke "Ich bin dies oder das." ebenfalls ein Gedanke? (Dieser besondere Ego-Gedanke legt irgendetwas als Ich fest.) Er verbindet das Ich mit verschiedenen flüchtigen Erfahrungen und verschwindet ebenfalls.

Kommen und gehen die Gedanken? Verändern Sie sich?

Prüfe anhand der Regeln, ob ich der Gedanke bin. Selbst der Gedanke, der aussagt, dass ich dies oder das bin, bin ich logischerweise nicht.

Daraus folgt: Ich bin nicht das Denken. Keiner der Gedanken bin ich.

Begierde

Mein Verhältnis zu Begierden im Lichte direkter Erfahrung und Folgerichtigkeit:

Erfahre ich die Begierden oder erfahren die Begierden mich?

Kommen und gehen sie?

Prüfe anhand der Regeln, ob du die Begierden bist.

Daraus ergibt sich: Ich bin nicht das Begehren. Keine der Begierden bin ich.

Gedächtnis

Mein Verhältnis zur Erinnerung im Lichte unmittelbarer Erfahrung und Logik.

Erfahre ich die Erinnerungen oder erfahren die Erinnerungen mich? Kommen und gehen sie? Verändert sich das Gedächtnis? Verändere ich mich wenn sich die Erinnerungen wandeln?

Wenn ich vergesse, sage ich dann, dass ich verschwunden bin oder dass ich etwas vergessen habe?

Kann ich erinnern, was ich vor einem Jahr getragen habe? Kann ich behaupten, dass ich nicht da war oder würde ich sagen, dass ich es vergessen habe? Auch wenn ich es vergessen habe, ich war da.

Was ist da in dem Gedächtnis? Wie lautet mein Name? Jemand gab mir den Namen, der jetzt in meinem Gedächtnis eingraviert ist. Ich kann ihn schnell abrufen, aber er ist im Gedächtnis. Da ich nicht das Gedächtnis bin, bin ich auch nicht mein Name.

Wie verhält es sich mit der Erziehung? Wo befindet sie sich?

Gedächtnis und Erziehung fallen ebenfalls weg. Mein Beruf und meine Fähigkeiten sind nicht Ich, denn sie sind im Gedächtnis.

Erinnere ich Mutter, Vater, Ehepartner, Sohn und so weiter? Wenn ich nicht das Gedächtnis bin, wo sind da noch Beziehungen? Werde ich sagen, dass ich niemand bin oder dass ich nicht die Erinnerung an meine Verwandten bin?

Mit dem Wegfallen des Gedächtnisses, sind alle Beziehungen ausgemerzt.

Kaste, Religion, Staatsbürgerschaft et cetera, wo sind sie? Die Leute erzählen mir von diesen Dingen, aber ich bin keines von ihnen. Sie sind einfach nur Sichtweisen, die mir andere überstülpten, als ich noch ein Kind war.

Es folgt: Ich bin nicht das Erinnern und kein Inhalt des Gedächtnisses kann Ich sein.

Geschlecht

Bin ich ein Mann oder eine Frau? Wie kann ich das wissen? Der Körper verrät es.

Es gibt zwei Erscheinungsformen des Körpers: männlich und weiblich. Aber wir haben ja bereits erkannt, dass ich nicht der Körper bin.

Aufgrund meiner Körpereigenschaften hat man mir weisgemacht, dass ich ein Mann oder eine Frau bin. Wird diese Beeinflussung gelöscht, ist es nicht mehr nötig, sich einem Geschlecht zuzuordnen.

Alle diese aufgedrückten Konzepte von Geschlecht oder Mann und Frau sind jetzt weg. Es ist nur im Gedächtnis.

Ist noch etwas übrig, von dem ich sagen kann, dass ich es bin?

Was immer ich für mich gehalten habe, ist alles Teil des Gedächtnisses. Unter Berücksichtigung der beiden Regeln, stelle ich fest, dass ich keine der Erinnerungen bin. Folgerichtig erkenne ich, dass ich keine der Erfahrungen bin. Da alle Erfahrungen im Gedächtnis gespeichert werden und ich es nicht bin, kann ich auch nichts von dem sein, das erfahren werden kann.

Daraus folgt: Ich bin nicht das Erfahrene. Keine der Erfahrungen bin ich.

Der Erfahrer

Nun frage Dich: Wenn ich weder die Dinge der Welt noch der Körper bin, nicht die Sinneseindrücke, Gefühle, Gedanken, ebensowenig Begierden, Gedächtnis oder Erfahrungen, bin ich noch da?

Wenn überhaupt nichts da ist, wer betrachtet dann all die Erfahrungen? Ich bin noch da. Ich beobachte alles. Ich bin der Erfahrer. Ich bin der Zeuge. Nur indem man es einfach ist und nicht indem man es erfährt. Ich bin keine Erfahrung. Kann ich sagen, dass ich nicht Zeuge von allem bin?


Gestalt

Widmen wir nun unsere Aufmerksamkeit dem Zeugen. Erfahre ich eine beliebige Form, Farbe, Stoffliches oder irgendeine Substanz in diesem Zeugen? Gäbe es eine Form, sähen das die Augen. Auch wenn da etwas ist, ich bin es nicht. Er ist noch da, obwohl da nichts in ihm ist. Der Zeuge ist leer, farb-, form-, gestalt- und substanzlos, doch er ist noch da.

Gibt es auch nur einen Hauch von Ausmaß, Kraft, Zustand, Strom oder Atomen in ihm? Diese Dinge können erfahren und betrachtet werden oder sie sind dem Wandel unterworfen. Nichts dergleichen kann in dem Zeugen entdeckt werden.

Es ergibt sich daraus: Ich bin formlos.

Wandel

Sobald sich etwas wandelt, können wir es wahrnehmen. Aus der zweiten Regel folgt; da es sich verändert, bin ich es nicht.

Was immer sich verändert ist nicht dauerhaft, und was immer gleich bleibt, ist dauerhaft da. Ich bin der einzige, der besteht, alles übrige ist Wandel.

Es folgt: Ich bin unveränderlich.


Geburt

Wann bin ich geboren?

Geburt ist die Gestaltwerdung eines Säuglingskörpers. Es war die Geburt eines Leibes und nun ist der kleine Körper nicht mehr da. Ein Körper wurde geboren und mir wurde eingetrichtert, dass ich dieser Körper bin. Aber ich bin nicht dieser Leib. Weder der Säugling noch diese Erwachsenengestalt bin ich. Der Leib ist nur eine Ansammlung von Organen, Stofflichem, Essen und so weiter. Ich kann nicht sagen, dass ich geboren wurde, aber dass ich noch da bin.

Körper können geboren werden, nicht ich. Das heisst es ist mir, dem Zeugen, unmöglich, geboren zu werden.

Das erschließt: Ich bin ungeboren, ich kenne keine Geburt.

Alter und Tod

Altere ich?

Wenn ich nicht geboren wurde, kann ich dann altern?

Altern ist ein Prozess des Wandels. Aber ich verändere mich nicht, also altere ich auch niemals. Nichts in dem Zeugen kann altern, nichts kann sich mit der Zeit verschlechtern.

Wenn etwas geboren wurde, wird es sterben?

Bäume werden geboren und sie sterben, Erde wird zu Erde. Menschen werden geboren und sterben. Dinge werden hergestellt, zusammengesetzt und auseinander genommen. Nichts bleibt. Allem was auftaucht ist vorherbestimmt zu verschwinden. Der Tod ist immer auch der Wandel einer Gestalt in eine andere.

Wenn ich nicht geboren wurde, kann ich dann sterben?

Ich wurde nie geboren, ich kann nicht sterben. Der Tod trifft nur die Form, die durch ihn eine andere Gestalt annimmt.

Es folgt: Ich bin ohne Alter und Tod.

Befreiung und Wiedergeburt

Weder Geburt noch Tod kenne ich, wie kann es dann eine Wiedergeburt geben?

Für mich gibt es weder Geburt, noch Tod noch Wiedergeburt. Was immer da wiederholt Gestalt annimmt, bin ich nicht.

Keine Urkunde belegt die Geburt des Zeugen. Da ist nichts in dem Zeugen, das Gestalt annehmen könnte, er ist formlos und kann daher keine Gestalt annehmen. Nur Körper können geboren werden, nicht ich. Das heisst es ist mir, dem Zeugen, unmöglich, geboren zu werden.

Das erschließt: Ich bin ungeboren, ich kenne keine Geburt.

Was ist Befreiung traditionell? Es ist die Vorstellung, dass man frei wird vom Kreislauf von Geburt und Tod. Ist es mir möglich noch einmal geboren zu werden? Nein. Also bin ich diesem Kreisen schon entronnen. Hier ist meine Befreiung.

Was Freiheit bedeutet? Von nichts gebunden zu sein. Gibt es da irgendetwas, das den Zeugen bindet?

Habe ich es nötig, zu essen, zu schlafen oder mich zu erholen? Kann man mich einkerkern? Aus diesem Erforschen ergibt sich, dass ich keine Fesseln habe und dass es keinerlei Begrenzung gibt. Da gibt es keine Schranke und keinen Rand in mir.

Folgerichtig: Ich bin befreit und frei ohne Fessel oder Begrenzung.

Frieden und Wonne

Ohne Begierden, Gedanken und Gefühle, ohne dass irgendetwas zu tun ist, bin ich dann nicht im Frieden? Kann es etwas geben, das diesen Frieden stört? Nichts geschieht da wirklich.

Freude und Leid sind völlig abwesend. Dieser Zustand heißt Wonne und ist meine wahre Natur. Es folgt: Ich bin ewiglich friedvoll und in Wonne. Niemals verlässt mich dies.

Liebe

Wenn ich nun alle bisher aufgeworfenen Fragen beantworte, was sage ich dann was ich bin?

Gibt es einen grundlegenden Unterschied zwischen mir und dir?

Ist das Wasser in der Flasche, ein anderes als das im Glas? Wenn Flasche und Glas zerbrechen, können wir das Wasser noch auseinanderhalten? Das Wasser ist hier das Beständige, es ist dasselbe Wasser nur in unterschiedlichen Gefäßen.

Was immer du bist, bin ich. Es gibt keine Unterscheidung von mir und dir. Ich bin der Erfahrer und du bist er genauso.

Treffen sich zwei Wellen im Ozean-sagt die eine "Ich bin Wasser" darauf die andere "Ich bin auch Wasser" Sind sie dasselbe oder unterscheiden sie sich? Vielleicht unterscheidet sich ihre flüchtige Gestalt, aber sie sind eins.

Die Formen können verschieden sein, was ich nicht bin, wohl aber das was bleibt, die Grundlage. Gibt es keine Gestalten, tritt die Einheit von Du und Ich ans Licht. Also bin Ich Du und Du bist Ich. Kann es ein besseres Verhältnis geben, als eins zu sein? Kann es mehr Nähe geben? Wenn aus zweien eines wird, ist es Liebe. Da ist keine Trennung. Wir sind wirklich nur der eine Zeuge.

Zusammenfassend ist festzustellen: Ich bin…

  • Ungeboren
  • Unsterblich
  • Alterslos
  • Formlos
  • Unveränderlich
  • Leer
  • Rein
  • Ewiglich
  • Frei
  • Frieden
  • Wonne
  • Liebe

Dies ist mein Sein, dies ist, wer ich bin. Dies ist die Selbstverwirklichung.

Tag 2: Wissen von der Welt, der Illusion

Wir werden wiederum die Werkzeuge der direkten Erfahrung und der Folgerichtigkeit nutzen, um zu erkennen, dass alles, was wir erfahren können, eine Täuschung ist. Wir können auch sagen, es ist falsch, nichts davon ist wahr.

Stelle dir nun nacheinander die folgenden Fragen aus deiner unmittelbaren Erfahrung: Wo bin ich gerade? Oder wo ist der Körper jetzt? Was befindet sich vor mir? (Nenne einen Gegenstand) Lasst uns dieses Ding betrachten, richten wir unsere Aufmerksamkeit nur auf diesen Gegenstand. Wenn ich das Ding anschaue, erfahre ich es unmittelbar oder erfahre ich, was immer meine Augen über diesen Gegenstand preisgeben?

Du wirst erkennen, dass du nur das erfährst, was die Augen über das Ding verraten.

Gibt es daran den leisesten Zweifel?

Nehmen wir jetzt an, vor dir liegt eine rote Tomate.

Welche Farbe hat die Tomate?

Wahrscheinlich lautet deine Antwort rot. Beleuchten wir die Tomate mit blauem Licht, welche Farbe hat sie dann? Sie wird schwarz sein. Die Tomate wirkt rot, da sie fast das gesamte Spektrum des weißen Lichts absorbiert und nur das rote Licht zurückwirft. Entziehen wir dem Licht die Rotanteile, absorbiert die Tomate das gesamte Licht und erscheint schwarz.

Was ist also die tatsächliche Farbe der Tomate?

Einer entscheidet sich für die von weißem Licht beschienene Tomate, die dann rot ist. Der nächste wählt als die tatsächliche Farbe, welche erscheint, wenn rein orangenes Licht auf sie fällt. Wenn unterschiedliche Leute verschiedene Farben zur Beleuchtung wählen, was ist dann die tatsächliche Farbe der Tomate?

Es gibt keine tatsächliche Farbe. Sie wurde willkürlich festgelegt. Viele Menschen stimmen zu, dass sie rot ist. Nehmen wir an das Licht der Sonne wäre nicht weiß sondern blau, dann würde jeder zustimmen, dass die Tomate schwarz ist. Das wäre dann die Wirklichkeit.

Wir erfahren, was die Augen uns über die Gestalt und die Farbe mitteilen. Das Wirkliche ist niemals zu sehen, niemand sieht es. Also erkennen wir, dass es keine tatsächliche Farbe gibt, da sie beliebig ist.

Wenn jemand wegen einer Augenkrankheit zwei Tomaten sieht, wird er behaupten, dass da zwei Tomaten sind. Sind da zwei Tomaten?

Hätte jeder dieses Augenleiden, wie viele Tomaten würden gesehen? Zwei. Wahrheit ist nur eine Übereinkunft.

Manche Menschen können die Ampelfarben nicht sehen. Für einen Blinden ist da weder der Mond, noch sind da die Sterne. Die Welt erscheint aufgrund der Sinne. Unterschiedliche Geschöpfe haben verschiedene Sinne. Manche haben bessere Sinne als wir.

Nehmen wir an der Tastsinn wäre ebenfalls gestört, und Berührung von einem erweckt den Eindruck von zweien. Der Verstand hat dann keinen Zweifel, dass da zwei Tomaten sind. Die Täuschung der doppelten Tomate wird von den Sinnen hervorgebracht. Die Sinne vermitteln uns einen Eindruck der Welt, aber was da wirklich ist, wissen wir nicht. Geht beispielsweise bei einer Erkältung der Geschmackssinn verloren, schmeckt alles, was wir essen fad. In der Nahrung liegt der Geschmack nicht, es ist die Zunge, die uns mitteilt, wie etwas schmeckt. Es gibt keinen wirklichen Geschmack in den Dingen.

Nehmen wir ein weiteres Beispiel: Vor dir stehen drei Tassen mit Wasser, eine kochend heiss, die mittlere lauwarm und die andere eiskalt. Tauchst du einen Finger in das heiße und anschließend ins lauwarme Wasser, wird es sich kalt anfühlen. Wenn du zuvor im kalten Wasser warst, wirkt es aber heiß. Ist das Wasser nun heiß oder kalt in der mittleren Tasse? Es ist kalt im Vergleich zur einen und heiss im Vergleich zur anderen Tasse. Es ist verhältnismäßig. Die Sinne denken es sich aus. Da gibt es weder heiß noch kalt.


Betrachten wir ein weiteres Beispiel: Wenn du einem hungrigen Bettler, der seit drei Tagen nichts gegessen hat, einen Kanten trockenes Brot oder einen Euro hinwirfst, wie wird er reagieren? Er wird sich darüber freuen. Wirfst Du Brot oder den Euro einem Millionär hin, wie wird er sich dann fühlen? Wahrscheinlich wütend und beleidigt. Wie kann es sein dass die gleichen Dinge bei dem einen Freude, beim andern Leid verursachen? Es ist völlig subjektiv.

Es gibt weder Freude noch Leid in der unmittelbaren Erfahrung. Wenn sie auftauchen, sind sie vollkommen unabhängig. Sie sind ebenfalls eine Täuschung.

Soviel zur unmittelbaren Erfahrung, wenden wir uns der Folgerichtigkeit zu.

Folgerichtigkeit

Wenn ich sage, dass mein Name XYZ ist und ich das Tag für Tag wiederhole, wie lautet dann mein Name? Logischerweise XYZ.

Sage ich am ersten Tag ich heiße ABC, am zweiten DEF und am dritten GHI, wie lautet mein Name? Es gibt dann keinen tatsächlichen Namen, da er sich stets ändert. Also siehst du, dass er nicht wahr ist.

Stell dir vor du willst ein Produkt kaufen und der Verkäufer verlangt den einen Tag 50, den nächsten 70 und an einem anderen 30Euro, jeden Tag ändert sich der Preis. Was kannst du sagen, dass es kostet? Es gibt keinen tatsächlichen Preis, da er dauernd wechselt.

Ich bin dabei ein Grundstück zu erwerben und der Makler beschreibt mir die Einzelheiten. Dann reicht er mir den Vertrag aber da stehen ganz andere Zahlen als besprochen. Werde ich unterschreiben? Nein werde ich nicht, weil es sich geändert hat.

Nachdem ich eine nette Person kennengelernt habe, entpuppt sie sich nach einem Monat als Lügner. Er manipuliert und führt böse Reden, nun ist das Vertrauen dahin. Er war nicht aufrichtig, kann ich mich jetzt noch auf ihn verlassen? Nein kann ich nicht, da er sich verändert.

Der gebräuchliche Weg herauszufinden, was wahr und was falsch ist, besteht darin zu prüfen ob es sich verändert oder nicht. Betrachte ich das Meer, erkenne ich Wellen. Kann ich die Wellen mitnehmen und das Meer zurücklassen? Was verändert sich, die Wellen oder das Wasser? Da die Wellen kein unabhängiges Dasein besitzen, können sie nicht wirklich sein. Sie sind nur die flüchtigen Formen des Wassers. Es ist eine Vorstellung im Verstand. Wir bezeichnen die Bewegungen des Wassers als Wellen. Die Gestalt verändert sich, nicht aber das Wasser.

Nehmen wir nun das Beispiel von Tontopf und Ton. Kann ich den Topf vom Ton trennen? Wenn der Tontopf zerbricht, was hat sich dann verändert, die Gestalt oder der Ton? Die Topfgestalt hat sich verändert, aber der Ton ist derselbe und kann wieder in eine andere Form gebracht werden. Dabei bleibt der Ton an sich unverändert.

Beim Verhältnis zwischen Geschmeide und Gold ist es dasselbe. Der Schmuck kann beliebig gestaltet werden, aber was bleibt von den Formen, nimmt man das Gold weg? Die Gestalt wandelt sich, nicht aber die Grundlage.


Auf dem Pfad des Wissens gilt alles Veränderliche oder Wechselnde als nicht wirklich, da es nicht grundlegend und nur eine Vorstellung ist. Die Grundlage ist das Unveränderliche, das immer als Wahrheit gesehen wird.

Kommen wir zu unserer Erfahrung; gibt es etwas in unserem Erleben, das sich nicht ändert?

Alle Dinge sind dem Wandel unterworfen. Also ist alles falsch. Alles, was erscheint, sich ändert und verschwindet ist eine Täuschung. Nichts davon ist wirklich, aufgrund der dauernden Wandlung nennen wir die Erscheinungen falsch.

Da ist nur einer, der sich nicht ändert, der Wirkliche, der Erfahrer. Das bist du.

Die Sinne nehmen etwas wahr, aber wir wissen nicht, was es ist. Wenn wir dem nachspüren, warum wir die Erfahrungen für wirklich halten, landen wir bei der Wahrnehmung der Dinge, die bei der großen Mehrheit gleich ist. Bei denjenigen, die nicht das gleiche wahrnehmen, vermuten wir eine Störung der Sinne, nicht aber bei uns.

Ein Künstler betrachtet ein Gemälde; er entdeckt einiges darin und findet es schön, während ein roher Mensch nur ein paar Farbkleckse ausmachen kann. Ist es nun schön oder häßlich? Diese Schönheit oder besser das Urteil entsteht in Kopf und Gefühl und ist bei jedem anders; es hängt von der Person ab, die es beäugt. Die Schönheit ist Illusion. Es gibt keine gültige Übereinkunft, also wäre es nicht wahr zu sagen, dass es ein schönes beziehungsweise häßliches Bild ist.

Vergänglichkeit

Geben wir ein weiteres Beispiel anhand der Tomate. Wir legen sie auf einen Tisch und lassen dort liegen. Was wird passieren? Sie verrottet und irgenndwann ist nichts mehr von ihr zu sehen. Behalten wir nun alles bei, die Sinne wie sie sind, die Naturgesetze und auch den Verstand wie gewohnt, nur die Zeit beschleunigen wir als wenn wir ein Video vorspulen. Sagen wir die Tomate verrottet binnen fünf Stunden und ist nun verschwunden, was wirst du über solch eine Tomate sagen, war sie echt? Wir beschleunigen die Zeit abermals, so dass die Tomate bereits nach fünf Minuten nicht mehr da ist. War es eine echte Tomate? Was, wenn die Tomate bereits nach fünf Sekunden verschwindet? Du willst gerade das Messer ansetzen und weg ist sie. War da wirklich eine Tomate? Vielleicht denkst du, du hast nur geträumt oder es kommen Zweifel auf, dass die Tomate überhaupt da war. Bleibt die Tomate nur ein Blinzeln lang da, kannst du noch sagen, da ist eine Tomate? Lassen wir sie noch schneller verschwinden, dann kann das Auge sie gar nicht mehr wahrnehmen, bevor sie schon wieder weg ist.

Durch das Beschleunigen der Zeit, wird aus etwas Wirklichem und Nützlichen etwas Gefälschtes und Nutzloses. Wenn sich etwas zu schnell verändert, ist es so, als ob nichts da wäre. Da ist nur Wandel. Ist es nicht mit allem so? Nur dem, was eine Weile da ist, gestehen wir Wirklichkeit zu, da wir eine Erinnerung an es haben.

Bleibt dir die Tomate fünf Tage im Gedächtnis, kann sie für das Überleben von Nutzen sein und sie ist somit echt. Mit allem ist es so. Beschleunigen wir die Zeit, erscheint es nurmehr als ein Traum. Es ist offensichtlich wie schnell ein Traum vergeht und wie nutzlos er ist. Alles im Traum ist unwirklich, falsch und bedeutungslos. Wenn sich alles im Verhältnis zu dir zu verändern beginnt, dann erscheint es dir als ein Traum.

Ziehen wir noch ein Beispiel heran. An einem Tag gehst du raus und kommst an einem wunderschönen Garten vorbei. Tags drauf sind am selben Ort nur Ruinen und Wüste, gerade so als ob hundert Jahre vergangen wären. Am nächsten Tag ist da plötzlich ein Berg, da wieder 100 Jahre vergangen sind. Wirst du noch einem der Eindrücke Glauben schenken?

Passiert nicht jetzt schon alles auf diese Weise, nur langsam? Da sich die Dinge langsam bewegen und ändern, scheinen sie wirklich zu sein.

Gleiches widerfährt Gedanken und Gefühlen. Die Gefühle ändern sich schon schnell, aber die Gedanken noch rasanter. Sie wiederholen sich, deshalb nehmen wir sie ernst. Mit jeder Erfahrung verhält es sich so. Gibt es eine Erinnerung an sie, dann erscheint sie als wirklich. Darin besteht die Beständigkeit der Täuschung.

Bist du Tag für Tag ärgerlich, dann ist das wirklich. Aber wenn du Ärger nur einmal im Leben erfährst, wirst du nicht wissen, dass er da ist. Aufgrund seiner Wiederholung nehmen wir an, dass er wirklich ist. Wenn etwas aufhört sich zu wiederholen, dann ist es nicht mehr wirklich. Das Gedächtnis ist bloße Wiederholung und erscheint daher, wirklich zu sein. Manchmal dient es dem Überleben; Liebe, Ärger und so weiter sind dann nützlich.

Die Merkmale der Wahrheit sind daher willkürlich und subjektiv. Jeder kann die Merkmale nach seinem Verständnis sowie seinen Vorlieben und Abneigungen festlegen. Wenn 20 Menschen eine Tomate sehen und alle sagen, daß sie rot, rund und schmackhaft ist, wird sie wirklich. Geschieht dasselbe in einem Traum und du wachst auf. Ist die Tomate dann wirklich, weil zwanzig Menschen sie gesehen haben?

Das Merkmal für Wahrheit war das gleiche im Wach- wie im Traumzustand. Nichtsdestotrotz war die Tomate in dem einen Zustand scheinbar echt im anderen nicht. Wirklichkeit ist willkürlich.

Gedächtnis

Sind Erinnerungen an Begebenheiten und Dinge da, neigt man dazu, sie als echt einzuordnen, auch wenn sie unbemerkt verschwunden sind oder sich verändert haben.

Kannst du die Tomate aus deinem Gedächtnis jetzt essen? Ist sie dann wirklich? Sie ist nur ein Schatten im Gedächtnis. Keine der Erinnerungen ist wirklich. Dein ganzes Leben ist ein Schatten. Da ist keine Person und kein Leben, alles ist gefälscht. Magst du auch von dir sagen, so und so zu sein, Sohn oder Tochter von diesen, soviel getan zu haben, zu diesem großartigen Land zu gehören, oder Teil einer bestimmten Rasse oder Klasse zu sein; all das weilt nur in dem Gedächtnis, das selbst nur ein Schatten ist.

Das Gedächtnis ist nicht echt. Nichts ist echt. Bestenfalls ist es für das Überleben förderlich. Taugt es dafür nicht, wirf es weg. Du brauchst nicht weiterzuleben, der Körper muss fortbestehen, aber du bist nicht der Körper.

Du brauchst das Gedächtnis gar nicht, auch die Welt nicht, der Körper braucht sie. Du lässt es geschehen, da du ihn nicht wegwerfen kannst.

Wir leben in einer Täuschung, aber solange wir glauben, dass sie die Wahrheit ist, leben wir im Unwissen und erfahren Leid. Wenn wir als der Erfahrer, im Bewusstsein unserer Daseinsnatur, das Leben bezeugen, leben wir als Wahrheit, das ist Wissen. Wir sind uns stets bewusst, was wahr ist und was nicht.

Dies ist das Wissen von der Täuschung, das Wissen um Maya. Alles ist eine Täuschung außer DIR.


Tag 3: Das Wissen von der Einheit

Im folgenden erforschen wir:

  • Wie ist alles eins?
  • Wie sind da keine zwei?
  • Warum ist das Dasein ohne Zweiheit?

Dasein

Lasst uns das Dasein zunächst definieren. Das Dasein ist alles, was ist. Was gibt es da alles? Überall wo du hingehst, was immer du siehst, oder wahrnimmst, da sind Erfahrer und Erfahrung. Sie erscheinen immer gemeinsam. Sie sind wesentlich und machen das Dasein aus. Wir erkennen, dass sie eins sind und nennen sie das Dasein.

Hast du je etwas anderes als den Erfahrer und die Erfahrung wahrgenommen? Sobald du behauptest da sei etwas im Dasein, wirst du es zwangsläufig erfahren. Der notwendige Beweis kann nur durch die Erfahrung dessen erbracht werden. Kann etwas nicht erfahren werden, dann ist es der Erfahrer. So ist es immer. Wichtig ist die Unterscheidung, dass die Erfahrungen die Täuschung sind und der Erfahrer die Wahrheit oder das Wesentliche ist.

Wenn das Dasein Erfahrung und Erfahrer ist, was ist das Wesen des Daseins? Was ist das Dasein wirklich? Es ist Erfahrung und Erfahrer, letzterer bin offensichtlich ich. Ich bin das Wesen des Daseins, da ich unveränderlich bin und die Erfahrung stetem Wandel unterliegt.

Ich bin das gesamte Dasein. Gibt es daran einen Zweifel?

Immer gemeinsam

Vertiefen wir dies, indem wir dazu weitere Beweise betrachten. Hast du je das Auftreten einer Erfahrung ohne den Erfahrer erlebt?

Gibt es den Erfahrer ohne die Erfahrung?

Diese beiden erscheinen immer gemeinsam. Warum ist das so? Tritt etwas grundsätzlich zusammen auf und erscheinen sie nie getrennt voneinander, dann bezeichnen wir sie als eins. Wie der Topf ohne den Ton nicht erscheint, das Geschmeide ohne Gold nicht gesehen werden kann und es keine Welle ohne Wasser gibt, so gibt es keine Erfahrung ohne den Erfahrer. Beim Gold verändert sich das Geschmeide, beim Ton der Topf, beim Wasser die Welle. So verändert sich die Erfahrung stets und der Erfahrer verbleibt unverändert. Beide sind eins. Folglich ist alles eine Form, die ich annehme. Daher kann ohne mich keine Form gesehen werden. Der Verstand unterteilt das Dasein in Erfahrung und Erfahrer, aber selbst der Verstand ist lediglich eine Erfahrung. Folglich ist er eine Täuschung genau wie die Behauptung, da seien zwei.

Trennung

Versuchen wir die Zweiheit nachzuweisen und fragen: Besteht da irgendeine Getrenntheit zwischen Erfahrer und Erfahrung? Auf diese Weise kommen wir zur unmittelbaren Erfahrung.

Stelle dir nun der Reihe nach die folgenden Fragen:

Wo bist du?

Was befindet sich vor dir?

Wie weit ist das Ding vom Erfahrer entfernt?

Versuch den Abstand mit Maßband oder Lineal zu messen, nicht aber den zum Körper sondern den zum Erfahrer. Der Verstand vermeint den Gegenstand da draußen, da er "Ich" mit dem Körper verknüpft, was er immer tun wird. Nie wird der Verstand sagen, dass ich nicht der Körper bin.

Tritt der Erfahrer auf, ist da auch Erfahrung. Sie sind immer im Hier und Jetzt. Alles übrige erfindet der Verstand. Ist der Gegenstand da, wo du bist, ist auch die gesamte Welt dort, wo du bist. Die Sinne erschaffen die Täuschung, denn da draußen ist nichts, nur Leere. Was uns die Sinne offenbaren ist rein geistiger Natur. Ich kann weder deine noch kannst du meine Erfahrung je sehen. Daraus ergibt sich, dass alles in mir ist, darauf zu deuten bleibt der Dichtkunst vorbehalten. Nichts ist getrennt von mir und alles ist in mir. Ich bin das allumfassende und ungeteilte Dasein. Das ist die unmittelbare Beobachtung.

Betrachten wir ein weiteres Beispiel:

Findet zuerst die Erfahrung statt und der Erfahrer kommt hinzu?

Oder ist der Erfahrer bereits da und die Erfahrung ereignet sich später?

Sie sind zusammen in Raum und Zeit. Es kann keinerlei Trennung geben. Nur diese beiden Vorstellungen scheinen sie in der Natur zu trennen, aber sie können nicht getrennt werden. Die Erfahrungen verändern sich, sie sind zwar verschieden aber nicht getrennt. Wellen verändern sich dauernd, aber sind sie vom Wasser getrennt? Der Ton wandelt seine Gestalt von Topf zu Schüssel, aber ist eine Trennung von Gestalt und Ton möglich? Die Unterschiede werden vom Verstand erkannt und er sagt, dass da zwei sind.

Grenze

Es gibt einen weiteren Weg, herauszubekommen, wo alles ist.

Wo befindet sich die Grenze zwischen einem Gegenstand und mir?

Ist er draußen, wo ist dann die Grenzlinie, wo der Erfahrer beginnt und die Erfahrung aufhört? Durch die Gehirnwäsche sehen wir die Dinge außerhalb des Körpers, aber wo befindet er sich? Außerhalb des Geistes könnte man sagen, aber wo ist der Geist? Einige werden sagen außerhalb von mir, da ich nicht der Verstand bin. Wo liegt dann die Grenze zwischen mir und dem Geist? Gegenstände kannst du noch außerhalb verorten aber wie steht es mit den Gedanken?

Tatsächlich gibt es keinerlei Grenze. Das Unwissen erschafft diese Täuschung. Die Erfahrung und der Erfahrer sind eins, zwei Aspekte desselben, sprich Ich und das gesamte Dasein.

Wer sind die anderen Leute? Sie werden das gleiche behaupten, muss es dann nicht zahllose Erfahrer und Daseinsvarianten geben? Das ist unmöglich. Es gibt nur einen Erfahrer, sich erfahrend in unendlichen Erfahrungen. Woraus besteht der Erfahrer? Aus nichts besteht er, aus Leere. Woraus besteht das Dasein? Es ist ebenfalls Leere. Es ist nahezu nichts, aber wir erkennen darin immer Erfahrer und Erfahrung. Das Dasein ist die Leere, die sich selbst in unzähligen Formen bezeugt. Dies ist das Wissen von der Einheit, der Nicht-Zweiheit.

Nicht-Zweiheit

Wie kann ich Einheit erfahren?

Einheit ist keine Erfahrung. Sobald es eine Erfahrung gibt, ist auch der Erfahrer da. Sie ist bloßes Sein. Das zu sein, was ist, entspricht der Einheit. Du bist das gerade jetzt. Der Geist wird immer spalten, aber du kannst den Verstand nutzen, um zu erkennen, dass es da keinerlei Teilung gibt. Es ist die Natur des Geistes zu entzweien, doch der Verstand vermag auch zu durchschauen, dass da keine zwei sind. Deshalb sprechen wir von nicht zwei, dem nondualen, dem Advaita. Also nennen wir es das Erfahren. Ausschließlich das Erfahren. Dein derzeitiger Zustand ist das Erfahren. Es ist der nonduale Zustand. Es ist der einzig mögliche Zustand. Es ist die Seinsweise des Daseins.

Losgelöstsein ist eine Möglichkeit In das Erfahren zu kommen. Sei einfach da, völlig abgesondert und beobachte. Richte deine Aufmerksamkeit auf Körper, Gedanken, Wünsche, Begierden und den Sinn Ich zu sein; schließe alles in deine Aufmerksamkeit ein und du wirst das Erfahren sein. Das ist Samadhi. Wir sind immer nur das Erfahren, alle Zeit in Samadhi, aber die Aktivität des Geistes verdeckt es. Der Wachzustand ist die Fülle der Erfahrungen, aber wenn wir genau achtgeben, erkennen wir die Leere in allem. Es gibt weder ein mir noch ein mein und auch kein Ich. Das bedeutet leer zu sein, eins zu sein, das gesamte Dasein zu sein. Alles erscheint gleich einem Traum vor dem Dasein. Wenn du den Samadhi, das wonnige Erfahren suchst, findest du es jederzeit genau hier.

Du bist das nicht entzweite Dasein, das sich selbst als als einen täuschend echten Traum erfährt. Dies ist das Ende des Suchens, das Ende aller Spiritualität und das Ende des Wissens.

Andere Versionen

Weitere Übersetzungen sind in folgenden Sprachen verfügbar:

  1. Englisch
  2. Hindi
  3. Marathi
  4. Gujarati
  5. Nepali
  6. Persian
  7. Malayalam
  8. Urdu
  9. Kannada
  10. Telugu
  11. Maithili


Audioversion in Englisch:

  1. Tag 1
  2. Tag 2
  3. Tag 3

Audioversion in Hindi:

  1. Teil #1
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Unterstützung

Auch wenn die Mehrheit der Suchenden Freude, Leichtigkeit, Wonne und angenehme Gefühle erfährt, sobald dieses Wissen das Dasein bescheint, so kann es doch sein, dass einige Schüler im Nachgang dieses Kurses Unterstützung benötigen. Es kann zu verschiedenen Symptomen und Erscheinungen kommen, darunter intensive Gefühle, Weinen oder Losgelöstheit. Das kann zu tiefgreifenden Veränderungen in Lebensstil, Beziehungen, Arbeitsverhältnissen und so weiter führen, manchmal binnen Tagen, aber der Wandel kann sich auch über Jahre erstrecken.

Es ist überwiegend harmlos, aber einige der Lernenden können Angst und Unwohlsein bis hin zu Krankheit und Depression oder ähnliches erfahren. Diese Erscheinungen sollten aber in ein paar Tagen wieder verschwunden sein. Denen es so geht, rate ich, es medizinisch abklären zu lassen. Danach bleibt nur, sich dem, was ist, hinzugeben, und im Austausch mit dem Lehrer zu bleiben.